Erfolgreich mit agiler Softwareentwicklung? Was braucht's?

Alex
17.09.2015 5 2:58 min

[Dieser Post erschien zuerst auf Englisch.]

sipgate hat bereits 2010 begonnen, nach Scrum zu arbeiten. Seitdem sind wir weit gekommen. Insgesamt betrachte ich unseren Weg zur Agilität als Erfolgsgeschichte. Wir shippen schneller, mit besserer Code-Qualität und fast alle Informationen sind für jeden Mitarbeiter zugänglich. Um nur ein paar Verbesserungen zu nennen.

Natürlich gibt es jede Menge Faktoren, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, aber wenn ich mich auf eine einzige Sache beschränken und sie in einem Diagramm ausdrücken müsste, wäre das hier das Ergebnis:

Diagramm mit 4 Rechtecken, die relative Raumgrößen von 2010 bis 2013 darstellen

 

Was denkst Du, stelle ich hier dar? Denk ein bisschen drüber nach, bevor Du runterscrollst.

 

 

 

Na, hast Du eine Vermutung?

 

 

 

 

Wirklich? Ganz sicher? Es ist noch nicht zu spät, noch etwas nachzudenken…

 

 

 

Okay, hier kommt des Rätsels Lösung:

Ich glaube, dass man den Erfolg einer agilen Transformation am besten vorhersagen kann, wenn man sich das Management anguckt. Steht die Geschäftsführung wirklich dahinter und glaubt daran? Sind sie bereit zu tun, was notwendig ist? Lippenbekenntnisse werden nämlich nicht reichen.

Das ist es, was das Diagramm zeigt: Die Bereitschaft unseres Chefs zu tun, was notwendig ist, damit Scrum bei sipgate funktionieren kann:

Ganz am Anfang haben sich Leute aus verschiedenen Gruppen (Web, Java, UX & Design, Telefonie, …) in 3 cross-funktionale Teams zusammengewürfelt. So weit, so gut. Wir hatten nur 1 Problem: Diese neuen Teams waren größer als die alten und während des anschließenden, großen Räumetauschens konnten nur 2 Teams in Räume ziehen, die groß genug waren. Es waren auch keine anderen großen Räume mehr frei. Ein Team war heimatlos.

„Wir werden einen größeren Raum brauchen“

Der einzige Raum der groß genug war, ohne von entsprechend vielen Leuten ausgelastet zu sein, war das Chef-Büro. Darin saßen nur unsere 2 CEOs/Gründer. Strenggenommen saß darin sogar nur einer, da der technischere CEO länger in Amiland weilte.

Uns dämmerte, dass der daheim gebliebene Chef in einen sehr viel kleineren Raum umziehen müsste, wenn wir das mit diesem ganzen cross-funktionalen, „alle Teammitglieder in einem Raum“ Gedöns ernst meinten. Und Tatsache, ohne Murren zog er um (Rechteck #2 im Diagramm), damit das 8-köpfige Team „Princess“ in sein schönes, großzügig geschnittenes Reich einziehen konnte (d.h. Rechteck #1).

Dann kehrte der technische CEO zurück und bekam Rechteck #2. Der andere Chef zog um in Rechteck #3 – wieder ohne mit der Wimper zu zucken.

Tim in seinem Büro von 2011Tim in seinem Büro von 2011

Nur um das mal ganz deutlich zu sagen: Das war ein Scheiß-Raum. Er hat nicht mal Fenster. Heute beherbergt er das Getränkelager…

Das GetränkelagerBeweisfoto: Heute ist in dem Raum das Getränkelager

So, da haben wir’s. Als es ans Eingemachte ging, ließ unser Chef seinen Worten Taten folgen. Er war sich nicht zu schade, Status und Komfort seines großen Büros aufzugeben, um Scrum den bestmöglichen Start zu geben.

Würde Dein Chef das auch tun? Würdest Du?

PS: Mittlerweile (Stand September 2015) haben wir sehr viel aus- und angebaut und alle Chefs sind wieder in schicken, größeren Räumen untergekommen. Nicht allein, aber immerhin ;)

 

5 Kommentare


Thomas:

„Würde Dein Chef das auch tun? Würdest Du?“ – sehr gute Frage, ich würde es machen, mein direkter Chef
sicherlich auf – der Grund ist einfach, wir haben bei uns in der Firma keinen festen Arbeitsplätze mehr. Shared-Desk heisst das Zauberwort. Wer HomeOffice macht ( max. 50% der Zeit zuhause arbeiten ) muss sich morgens erst mal einen freien Schreibtisch suchen. Kommt man später, sitzt man auch mal am anderen Ende der Etage, weit weg von den Teamkollegen.

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Marc:

Die Frage ist doch nicht ob der Chef mitzieht, sondern ob scrum der richtige Weg ist, denn (sorry als Ausstehender sehe ich das so) scheint das ganze eine „Reise nach Jerusalem“ (Spiel/Wanderung) zu sein, nur leider teilweise an den Usern vorbei und nicht für bzw. zu den Usern hin.

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Corinna:

Hi Thomas!
Hm, wenn man dann hinterher wieder nicht zusammen sitzt, ist ja nicht so viel gewonnen. Oder funktioniert es ohne feste Plätze gut für euch? (Das mit dem Raum war ja nur ein Stellvertreter für die grundlegende „Butter bei die Fische“-Einstellung.)

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Corinna:

Hi Marc!
Ich bin nicht sicher, ob ich Deinen Kommentar richtig verstehe („Reise nach Jerusalem“) … Scrum und Agilität sollten niemals Selbstzweck sein. In meinem Post ging es mir primär darum wie bereitwillig Chefs Maßnahmen noch unterstützen, wenn es an ihre eigenen Pfründe geht.

Das Scrum der allein selig-machende Weg ist, wollte ich nicht gesagt haben. Es war für uns ein guter, wenn auch schmerzhafter Anfang, und wir haben uns seitdem sehr entwickelt. Der Kunden-Fokus war aus meiner Sicht vor Scrum schon da. Doch auch darin sind wir besser geworden und arbeiten weiterhin an uns.

Oder meintest Du etwas anderes?

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Thomas:

Hi Corinna,
das ist genau das grosse Problem, im Grossen und Ganzen klappt es ja, das die Leute eines Team zusammen sitzen, aber eben nicht immer – ergo greift man schnell mal zum Telefon oder Chat um einen Kollegen was zu fragen.
Neben den ganzen anderen Nachteilen, die diese Grossraumbüros so mitbringen.

Ich persönlich habe da mittlerweile keine Problem mehr mit, da ich zum einen HomeOffice mache so oft es geht und wenn ich dennoch ins Büro fahre, immer recht früh bin um dem Verkehrschaos auf der Autobahn nach Düsseldorf aus dem Weg zu gehen – somit hab ich dann meist freie Platzauswahl :)

Aber von von Scrum usw. sind wir bei uns Lichtjahre entfernt

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