Open Friday For Future: Der Klimawandel macht mich paranoid

Pia
02.10.2019 5 4:03 min

Hi, ich bin Pia und ich fürchte mich.
Ich hatte mir vorgenommen einen Blogartikel darüber zu schreiben, wie wir bei sipgate mit dem letzten globalen „Fridays For Future“-Streik am 20.9.2019 umgegangen sind.

Was es da zu fürchten gibt?

Über den Klimawandel zu schreiben, fühlt sich für mich an, wie durch ein Fettnäpfchenfeld zu sprinten. Diskussionen über den Klimawandel und unsere Versuche, ihn zu bekämpfen eskalieren oft innerhalb weniger Sätze. Dann geht es nicht mehr ums Weltretten, sondern darum, wer denn nun wirklich der bessere bzw. schlechtere Mensch in der Unterhaltung ist. „Du willst Vegetarier sein? Warum trägst du dann Lederschuhe?“

Ich habe diesen Artikel schon zwei Mal geschrieben

Und zwei Mal wieder verworfen. Denn statt aufzuschreiben, was wir hier veranstaltet und uns ausgedacht haben, was ich echt ziemlich knorke finde, habe ich das unstillbare Bedürfnis mitzuteilen, dass wir uns wirklich nicht für die beste Company der Welt halten. Und wir jetzt echt nicht glauben, mit den paar piseligen Ideen, die wir uns hier ausgedacht haben, die Welt retten zu können. Und wir auch ganz bestimmt nicht behaupten wollen, dass wir bessere Menschen sind, weil wir uns mal über Mülltrennung unterhalten haben. Ganz, ganz ehrlich nicht. Wirklich. Versprochen.

Ich finde, wenn sich die Hälfte eines Posts zum Thema „was kann sipgate gegen die Klimakrise tun?“ darum dreht, möglichst stromlinienförmig zu bleiben und niemandem auf den Schlips zu treten, dann läuft doch irgendwas falsch, oder?

Was ich eigentlich schreiben wollte

„Hey Leute, wir haben uns am 20.9. einen ganzen „Open Friday“ Zeit genommen, um übers Klima zu sprechen. Wer wollte konnte auf die Demo und die Kundgebung gehen. Ungefähr 40 von uns waren da.
Danach haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was wir bei sipgate denn mal ausprobieren könnten, um dem Weltretten ein wenig näher zu kommen. Dabei sind ganz coole Sachen rausgekommen: Von der Idee mal einen Nachhaltigkeits-Consultant einzuladen, unsere Lieferanten auf Nachhaltigkeit zu prüfen, bis hin zum Ersetzen unserer hunderte Whiteboardmarker durch Eco-Marker und diesen Blogartikel zu schreiben. An vielen Ideen hängt jetzt sogar der Name von jemandem, der sich darum kümmern möchte. Ich zum Beispiel schreibe gerade diesen Blogpost. Das war mega cool und hat auch noch echt Spaß gemacht. Macht das doch auch mal.

"What could sipgate do?"Weltrettungsideen auf Stickies, mit Namen von Kollegen, die sich kümmern möchten

Was ich stattdessen zu Papier brachte, war eine Mischung aus „Hey, wir müssen doch irgendwie alle was tun, oder?“ und „Naja, wir probieren ja auch nur herum und wollen jetzt auch nicht so tun, als würden wir die Welt retten.“. Stromlinienförmiges Nichts in 1.000 Wörtern.

Und heute denke ich: Leute, das kann doch so nicht weitergehen.

Eine verrückte Idee

Wir unterstützen einander, statt uns gegenseitig eloquent und leidenschaftlich zu erklären, warum so viele Dinge NICHT funktionieren und sowieso überhaupt keinen Sinn machen.

Also, ich fange mal an:
Wir bei sipgate gucken uns jetzt nach einem Nachhaltigkeitsconsultant um (Kennt jemand jemanden, der jemanden kennt?), versuchen unsere Marker durch Eco-Marker zu ersetzen, besprechen beim nächsten Open Friday, was geklappt hat und was nicht und testen dann noch so ein paar Kleinigkeiten, die es wert sind mal ausprobiert zu werden. Und ihr so?

Achtung! Großes Idealismus-Finale…

…für alle, die noch nicht die Arme verschränkt und gedacht haben „die halten sich ja mal wieder für was ganz Besonderes“: Ich glaube, dass man die Welt nicht mit einem perfekten und detaillierten Masterplan rettet. Weder in der Softwareentwicklung, noch in der Klimakrise. Ausprobieren, schauen was passiert, anpassen, repeat.

Wenn wir Kleinigkeiten nicht angehen, weil wir uns davor fürchten, von Peers und Bekannten auf die Mütze zu kriegen, weil die ersten Ideen nicht perfekt sind, fallen die ersten kleinen Schritte flach. Das dramatische daran: Große Veränderungen fangen immer (!1!!11) mit diesen ersten Schritten an.

Nur mal angenommen…

Nur mal angenommen jedes Unternehmen finge mit seinen eigenen, kleinen Trippelschritten an, die uns heute irrelevant und viel zu winzig vorkommen und würde dabei von uns unterstützt. Konstruktiv! Wie überrascht könnten wir alle in 20 Jahren sein, wie wir ganz aus Versehen geschafft haben, über Klimarettungswirtschaft die Welt zu retten?
Ich finde „Wie Unternehmen aus Versehen die Welt retteten.“ wäre doch eine schöne Überschrift für einen Blogartikel vom 1.10.2039.
Macht ihr mit?

5 Kommentare


Miriam:

Finde ich genau richtig, genau so gehen wir das auch an. 2 x die Woche kocht jetzt für alle eine Oma auf der Arbeit, so dass wir nicht alle Take Away Mittags holen und an den restlichen Tagen stehen Tupper Behälter zur Verfügung, damit wenigstens keine Plastik Behälter gebraucht werden. Anstatt Papierhandtüchern auf den Toiletten gibt es richtige Handtücher die gewaschen werden und wir versuchen den CO2 Footprint des Unternehmens herauszufinden, um angehen zu können, diesen neutral zu gestalten (obwohl zB den CO2 Footprint des G-Drives raus zu finden fast unmöglich ist). Aber wir gehen zusammen in die richtige Richtung ?

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Thomas:

Ich finde, das jeder für sich kleine Sachen finden kann, die in der Summer helfen, dem Klima was gutes zu tun, egal ob privat oder im Job.

Einkaufen im Bauernladen oder auf dem Markt statt verpackter Lebensmittel die erst durch die Welt gefahren werden, Glas-Mehrwerg Getränkeflaschen nehmen oder direkt Leitungswasser trinken, Einkaufstaschen-/Körbe nutzen statt Plastiktüten, usw. usw.

In der Firma z.b. Monitore / Licht zum Feierabend abschalten. Im großen Stil bei uns z.b. fast komplett auf Server-Virtualisierung zu setzen anstatt für jeden Server eine stromfressende Blechkiste in Rechenzetrum zu stellen ( bei ein paar System geht es nicht, aber 95% bei uns sind virtuallisiert ).
Wenn man etwas nachdenkt, findet man sicherlich viele Kleinigkeiten, die man ohne viel Aufwand ändern kann, andere bedürfen vielleicht mehr Aufwand.

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Rico:

Hallo zusammen,
stieß eher zufällig auf diesen Blog und finde den Ansatz grundsätzlich gut. Allerdings stehe ich zu der Überzeugung, dass wir die vor uns stehenden EXISTENZIELLEN Probleme, insbesondere für künftige Generationen, eben NICHT mit „kleinen Dingen“ lösen werden. Solange wir nicht verhindern, dass wertvolle Ressourcen für Dinge, die niemand braucht verschwendet werden, forcieren wir den Klimawandel (so muss bsw. heute fast jedes elektrisch betriebene Gerät auch mobil und damit via Accu betrieben werden können – warum?!) . Ich denke, nur restriktiv (über Verbote – z.B. Lebensmittel zu vernichten u.ä.) UND flankierend durch bewusste Beschränkung können wir erfolgreich sein.

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Katrin Mathis:

Irgendwo muss man ja anfangen, daher finde ich euer Engagement toll! Als Nachhaltigkeit Consultants kann ich euch die sustainable natives empfehlen, eine Genossenschaft, die sich genau darauf spezialisiert hat und ganz konkret deren Mitglied Florian Andrews, Gründer der Grüner Hering Agentur für Circular Economy, Business und Design in Hamburg.

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Dan B:

Die kleinen Dinge.. jaa das machen Untenehmen seit Dekaden schon so
.. und wo stehen wir heute? Nestle gewinnt Nachhaltigkeitspreise weil sie so viele „gute kleine Dinge“ machen..Stattdessen brauchen wir einen System-Wandel. Wenn ihr diesen mit treibt und euch darüber Gedanken macht nehm ich euch ab das ihr Nachhaltigkeit ernstgemeint. LG DanB

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