Am 03. und 04. November fand das 12. Klassentreffen von Kybernetikern und Freunden der Systemtheorie bei sipgate statt. Wir haben Organisator Mark Lambertz gebeten, eine Review zum Metaphorum 2018 zu schreiben. Et voilà.
Eine Rückschau zum Metaphorum 2018 von Organisator Mark Lambertz
Um es direkt vorwegzugreifen: Es war ein Fest des Austauschs und angeregter Diskussionen über die Frage, wie Freiheit im Kontext von Organisationen verstanden und aktiv gestaltet werden kann.
Was ist das Metaphorum?
Das Metaphorum wurde 2002 von einigen der engsten Mitarbeiter von Stafford Beer gegründet. Stafford war der Begründer der Managementkybernetik und hat maßgeblich zur Entwicklung der Systemwissenschaften beigetragen. Das Metaphorum ist eine NGO die sich das Ziel gesetzt hat, sein Erbe weiterzuentwickeln. Zu den Interessengebieten des Metaphorum gehören unter anderem die Theorie und Praxis von Systemen. Dies schließt weitere Wissenschaften wie zum Beispiel die Soziologie, Psychologie, Neurologie oder Philosophie ein. Selbstverständlich findet man unter Kybernetikern auch eine Menge Techies, vom „Mechanial Engineer“ bis hin zu Codern und Enterprise Architekten.
Diversity Galore
Die Mischung der Teilgeber war wirklich bunt! Es waren Menschen aus drei Kontinente zugegen und eine Auflistung aller Länder wäre müßig, doch es sei gesagt das die deutschsprachigen Menschen in der Unterzahl waren ☺ Die Konferenzsprache war Englisch.
Neben der Internationalität zeichnete sich der Mix auch durch die unterschiedlichen professionellen Hintergründe aus. So waren Vertreter aus der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft anwesend. Das Tüpfelchen auf dem i ergab sich aus den unterschiedlichen Altersstufen; es gab Jungvolk und auch ältere Herrschaften. Lediglich die Geschlechtermischung hätte noch stärker zugunsten des weiblichen Geschlechts ausfallen können.
Auch wenn alle Gäste von Beginn an auf Augenhöhe miteinander kommunizierten, so gab es doch einen besonderen Teilnehmer der hervorzuheben ist: Raul Espejo, der mit Stafford Beer das legendäre Project Cybersyn in Chile aufgebaut hat und den ersten Versuch darstellte, selbstorganisierte Produktionseinheiten zu einer ganzen Ökonomie zusammenzufassen, um den von Präsident Allende angepeilten demokratischen Sozialismus auf wirtschaftlicher Ebene umzusetzen.
Das Format der Konferenz und die inspirierende Umgebung von sipgate
Die Konferenz begann mit einem Rundgang durch sipgate bei dem die Gäste die besondere Form der Organisation kennenlernen konnten. Damit war ein guter Einstieg gegeben, wie ein Unternehmen ohne Command & Control funktionieren kann.
Das Programm wurde dabei von den Teilgebern größtenteils selbst gestaltet, da am Samstag ein Barcamp stattfand.
Glücklicherweise liefen (fast) nur zwei parallele Tracks, sodass die Qual der Wahl leichter fiel.
Zum Ausklang des ersten Tages gab es Düsseldorfer Elektronikmusik von Air China. Dieser Programmpunkt sollte eine Reminiszenz an die Begegnung von Stafford Beer und Brian Eno sein und der künstlerischen Seite des Lebens Raum bieten – was übrigens auch perfekt zu sipgate passt.
Am Sonntag folgte dann ein Experiment. Denn Stafford Beer ist nicht nur für das Viable System Model bekannt, er hat auch eine Großgruppen-Methode erfunden die den etwas sperrigen Namen „Team Syntegration“ trägt und den Ansatz verfolgt 12 komplexen Themen mit 30 Menschen in 3,5 Tagen zu bearbeiten. Es ist eine systemische Intervention die sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass jeder Teilnehmer sich in drei Rollen einbringt: Als Team-Mitglied, als Kritiker und als Beobachter.
Dieses ziemlich aufwändige Format hat Jan Kuiper auf 3,5 Stunden heruntergebrochen – mit einer viel höheren Anzahl an Teilnehmern. Die Leitfrage dieses „Tasters of a Syntegration“ forderte die Teilnehmer sich aktiv in das Metaphorum einzubringen und die Gestaltung von gesellschaftlicher Verantwortung anzunehmen. Es entstanden in kurzer Zeit verschiedene Initiativen die sich auf einer eigenen Slack-Plattform koordinieren und zusammen an den Ergebnissen arbeiten.
Meta-Fazit & Danksagung
Der Kommentar eines Teilnehmers bringt es schön auf den Punkt: „Das Metaphorum wurde neuerfunden!“. Dabei hat sipgate als Gastgeber wesentlich dazu beigetragen, sei es durch die leckere Verköstigung, die Bereitstellung von Technik und Materialien oder reichlich Kaffee. ☺
Die Räumlichkeiten boten ein perfektes Umfeld um neue Ideen sprießen und die Kommunikation fließen zu lassen. Besondern angenehm: Niemand wollte irgendwem irgendwas verkaufen – es ging ums Teilen von Gedanken und der Entwicklung neuer Möglichkeiten. Der Kommerzfaktor war gleich Null.
So gab es zum Abschied viele erschöpfte und doch glückliche Gesichter und das eine oder andere Auge blieb auch nicht trocken.
Das Organisationsteam des Metaphorum möchte sich bei Michael, Michael und Julia für die Dokumentation und die Bespielung von Twitter und YouTube bedanken.
Besondern Dank an Pia, Anna, Axel und Melle von sipgate für all die Unterstützung und Flexibilität! Wir kommen gerne wieder. ☺
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