Wenn man einen Rundgang durch unser Büro im Düsseldorfer Medienhafen macht, bekommt man einiges von unserer Arbeit mit. Bei vielen Teams ist schon auf dem Flur offensichtlich woran sie arbeiten und wie es gerade so läuft, weil diese Infos deutlich sichtbar aushängen.
Das ist super, denn dadurch bekommt man auch Sachen mit, von denen man noch gar nicht wusste, dass sie für einen interessant sind. Wichtig ist ja nicht nur, dass man Sachen umsetzt, sondern auch, dass man anderen davon erzählt. Wenn man den Schritt auslässt, kann’s ja keiner benutzen. Im schlimmsten Fall macht jemand anderes die gleiche Arbeit nochmal.
Wir neigen daher dazu Informationen zu “pushen”, statt darauf zu warten, dass uns jemand darauf anspricht und aktiv “pullt”. Den Hang zum Visual Management haben wir 2010 zusammen mit der Scrum Einführung entwickelt. Wie krass viel man bei uns im Vorbeigehen erfährt, fällt mir meistens erst auf, wenn ich mal woanders bin und da dann die Wände leer sind. Da frage ich mich immer, wie sich die Leute da sinnvoll koordinieren. Geht sicher auch ohne Stickies, ich stelle es mir nur mühsam vor…
Um euch zu zeigen, was man alles an Wände tackern kann, bin ich im Juli einmal bei uns durchs Büro gelaufen und mit über 50 Fotos zurückgekommen. Wohl gemerkt, ich habe nur Sachen auf den Fluren fotografiert. Ich bin in keinen einzigen Teamraum gestiefelt.
Hier eine Auswahl an Visualisierungen:
News & Veranstaltungshinweise
Es gibt immer jemanden, der etwas noch nicht mitbekommen hat. Überkommunizieren ist wichtig.
Teams & Verantwortlichkeiten
Wer sitzt in dem Raum?
Fortbildungen
Wer war auf welchen Konferenzen / Trainings / …? Auf welche geht’s in Zukunft?
Team- / Progressboards
Wenn ein Board mehr als einem Team „gehört“, steht es auf dem Flur. Links ist das Portfolioboard auf dem unsere Product Owner die High Level Übersicht über alle Projekte behalten. Rechts ist das Board für alle Bugs in sipgate basic.
Flexibler Arbeitsplatz
Jedes Team hat einen Raum für sich. Früher hatten darin alle Teammitglieder ihren eigenen Tisch, obwohl manche viel auf Achse sind (beispielsweise Scrum Master und Product Owner). Auch pairen manche Teams so konsequent, dass sie nur halb so viele Tische wie Teammitglieder brauchen. Daher haben wir alle im Frühjahr 2016 angefangen freie Tische in einem Raum auf der Tür zu bewerben, damit sich Kollegen spontan für einen Tag oder eine Woche dazusetzen.
Arbeitsergebnisse & Zwischenstände, z.B. neue Designs und gelaunchte Produkte
Woran arbeitet das Team gerade? Wo geht die Reise hin?
Aktuelle Statistiken
Hier am Beispiel der sipgate team Kundenbetreuung. Die wichtigsten Zahlen sind oben die Hotline-Erreichbarkeit und unten das Alter des Schimmeltickets. Das Schimmelticket ist das älteste unbeantwortete Ticket im System.
Am Vortag meines Fotografier-Streifzugs war die Hotline zum ersten Mal 100% erreichbar. Das war der Hammer! Darauf waren wir Magnetzahlen-technisch gar nicht eingerichtet, darum sind die Nullen mit Marker ergänzt. Inzwischen haben wir längst die fehlenden roten Nullen. Es lohnt sich, denn meine Hotline-Kollegen erreichen oft die 100% :)
Puh, ganz schön viele Fotos, dabei war das nur ein Ausschnitt. Wir haben aber auch viel Wandfläche. Unübersichtlich ist es erstaunlicherweise nicht. Die Sachen die man schon kennt, blendet man nach kurzer Zeit aus und dann nimmt man vor allem neue Infos wahr.
Zum guten Schluss präsentiere ich euch meine allerliebste Lieblingsvisualisierung:
Hier hatte ein Team verschiedene Hypothesen ausgetestet und die Ergebnisse als Quiz aufbereitet. Das war sogar noch vor dem Pokemon Go Hype. Ich <3 data-driven Gamification. Und Du?
PS: „Alles Vollkleben“ ist einer der Hacks aus unserem neuen Buch „24 Work Hacks“
3 Kommentare
Bebbi:
Also ich bin dazu übergegangen, mich aus E-Mail-Verteiler, Post-Verteilern etc. möglichst weitgehend zurückzuziehen, weil man vor lauter Infohäppchen nicht mehr zu den wichtigen Dingen kommt. Und so bekomme ich inzwischen spürbar weniger E-Mails (wenn ich es auch nie überprüft habe, ob das Gefühl stimmt). Da muss man bei euch ja viel Zeit für das Filtern verwenden. Aber grundsätzlich folge ich auch dem Ansatz, Infos weiter zu geben, aber möglichst gezielt.
Corinna:
Bei uns hängen die Flure voll, dafür bekommen wir wenig Mails. (Yammer hilft auch. Da braucht man nur die Gruppen lesen, die einen auch interessieren.)
Bebbi:
Glaub an unterschiedlich aussehende Aushänge kann man sich besser erinnern als an die x Text-E-Mail (die ich html-E-Mails bevorzuge).