Neue Mautfallen im Internet

Thilo
21.12.2010 4 2:30 min

Stehen die europäischen Mobilfunker hinter dem „offenen Internet“?

Den Wahrheitsgehalt einer Aussage zu erkennen, kann mitunter ein schwieriges Problem sein. Ein interessantes Schauspiel, dass die Schwierigkeit dieser Aufgabe verdeutlicht, war der Schaulauf eben jener Mobilfunker vor der EU-Kommission im Rahmen der Anhörung zur Netzneutralität diesen Jahres. Ihre Schafsfelle straff gezurrt, die Kreide frisch verschlugen betonten sie allesamt, dass auf eine Verbriefung der Netzneutralität schon deshalb verzichtet werden könne, weil selbige schlicht nicht bedroht sei. Alle Beteiligten gaben sich dem Prinzip des „offenen Internets“ verpflichtet, wenngleich Zweifel angebracht sein dürfen, dass auch nur zwei Parteien das Gleiche unter diesem Begriff verstanden.

„Die Deutsche Telekom fühlt sich verpflichtet, weiterhin Best-Effort Internetzugänge anzubieten,“ hiess es etwa aus Bonn („Deutsche Telekom Group is committed to continuing to provide best effort internet connectivity“). Aber es kam noch besser. Im Rahmen einer Trauerfeier, während der die Festschreibung der Netzneutralität am 11. November 2010 endgültig zu Grabe getragen wurde, durfte sich Vodafone sogar noch das Angedenken der frisch Verflossenen zu Eigen machen: „Gute Best-Effort Internetzugänge werden erhalten bleiben,“ so der weltgrösste Mobilfunker („good ‚best-effort‘ internet access continues“).

Getönt oder gehöhnt? Wichtiger noch: Stimmt es?

Abbildung 1: Kein Witz

„Für Facebook-Besuche verlangt der DSL-Anbieter 5 Euro extra“ malte Holger Schmidt vor nicht einmal einem halben Jahr auf FAZ.NET ein Horrorszenario an die Wand. Nur um gleich wieder zu beschwichtigen: „…dieses Szenario ist fiktiv und auf die Spitze getrieben… .“ Riskiert man jedoch einen Blick auf den Markt der Telekomausrüster, erkennt man das Schreckensszenario sofort wieder. Die Technologie, die heute auf diesem Markt beworben und gehandelt wird, bestimmt die Form der Netze von Morgen. Hier zeigt sich eine eindeutige Tendenz zum Errichten von Mautstellen. Wie wir uns so etwas vorstellen können, veranschaulicht uns beispielsweise die irische Openet in einer Verkaufspräsentationen, mit der das Unternehmen derzeit bei Mobilfunkern hausieren geht.

Alles ganz einfach. Wir haben verstanden. Nur schade, dass unerläutert bleibt, warum Netzbetreiber von Kunden, die ihre Internetzugänge bereits bezahlt haben, für die Nutzung von Diensten, die sie nicht einmal selbst erbringen, weitere Entgelte verlangen können sollten. „Weil wir es können,“ müsste die Antwort wohl lauten. Das wäre zwar nicht sinnvoll – aber ehrlich. Und es beantwortete die Eingangsfrage gleich mit.

P.S.: Neben dem Internet, wie wir es kennen und lieben, bleibt wieder einmal die Satire auf der Strecke. Obige Folie erinnert doch sehr an folgende virale Grafik, die vor gut einem Jahr die Runde machte:

Abbildung 2: Ex-Witz

P.P.S: Lesenswertes und Hintergrundinformationen zum Thema Netzneutralität befinden sich u.a. bei FAZ.NET, ZEIT ONLINE und zahlreichen Blogs wie dem von Fefe, Carta oder auch Netzpolitik

4 Kommentare


Michael:

Es fängt ja schon damit an, dass bei bestimmten Internetzugängen bestimmte Dienste verboten sind (VoIP, P2P).

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Seraphe:

nicht nur das, den Schaut Euch doch mal genauer die ROSA T Konditionen genauer an, am eigenen Leibe erlebt, Apple Ihone – GPS Zugang via Handy abgeschaltet, denoch Plötzliche Rechnung von über 170 Euro …

GRUND:
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GPS (versteckte Vertragskosten) von Telekomseite / Sprich Online via Ineternet, einfach berechnet, da von deren Seiten diese einfach mal eingeschaltet sind.

Ich kann nur sagen, überprüft Eure Mobil zugänge, denn weshalb wird die Werbung der blauen F… so schön dargestellt, verpuffung der Vertragskosten :)

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Max:

Dazu passend klappte mein VoIP über Alice-DSL (per Sipdroid) heute nicht. Scheint aber eher an deren preiswerter Routerhardware zu liegen, der ihnen ein kleinen Extragewinn bei der Telefonie beschert ;)

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Chris:

Nun ja, ich weiß nicht ob die VoIP-Provider insbesondere Sipgate mit dem Finger zeigen sollten: das pairen von VoIP-Netzen wird seit Jahren versprochen und noch immer auf der Sipgate Webseite versprochen, passiert ist nie was. Wo ist Dann der Vorteil von SIP gegenüber Skype?

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